Punta Arenas, das erste Etappenziel und die südlichste Großstadt der Welt am berühmten Seeweg, wo einst Magellan endlich die Ost-Westpassage zum Pazifik fand. Hier moechten wir den roten Faden wieder aufnehmen, anhand dessen wir euch durch die letzten zwei Wochen führe. Vor Abfahrt und neben kulinarischen Belohnungen, die einen wesentlichen Grundstein der Motivation darstellen „gg“, gönnen wir uns eine Bootsfahrt zur Isla Magdalena, einem Refugium einer Magellanpinguin-Kolonie, wo man die drollig wirkenden Geschöpfe aus nächster Nähe beobachten darf. Ausreichend erholt führen wir den Weg nordwärts fort…Tag eins lassen wir gemütlich beginnen, erst mal Frühstück, um zehn Uhr aufs Rad - wir bezahlen mit 43 km gegen unerbittlichen Wind, der uns am Ende zur Kapitulation zwingt, uns aber gleichzeitig mit unvorstellbarer Gastfreundlichkeit bei der Estancia Lolita belohnt. (Estancias werden die großen Bauernhöfe/Ländereien- hier hauptsächlich Schaf-oder Rinderzuchtbetriebe- genannt). Wir dürfen im Garten der Besitzer zelten, werden zu Mittagessen-herrlich-mit gegrilltem Schaffleisch, Salat, Brot, dann noch zu Kaffee und Kuchen eingeladen und von den beiden Enkeln Francisco und Jose Manuel durch den privaten Wildpark und die Arbeitsschritte der anstehenden Schafschur geführt. Dafür nehmen wir auch den Wind in Kauf... Nichtsdestotrotz versuchen wir uns den Gegebenheiten anzupassen, stehen von nun an fast täglich um 5.30h auf, um eine Stunde später eine paar Kilometer ohne Wind zu schaffen. Nicht nur einmal müssen wir trotzdem schon früh am Morgen dem lästigen Gegner schon all zu früh die Stirn bieten. Schwierig, das nicht persönlich zu nehmen und den Wind ein wenig zu personifizieren- man hat gar das Gefühl, wenn man durch frühes Aufstehen versucht, ihn zu überlisten, wird der Wind sehr, sehr böse, wenn er dann aufwacht und bemerkt, dass er hintergangen wurde! Ein weiteres mal werden unsere Mühen in Villa Tehuelches, einem 100 Ew. Ort belohnt. Man schickt uns zur örtlichen Polizeistelle, um einen geeignete Platz zum Schlafen zugewiesen zu bekommen. Der geeignete Platz stellt sich als der Abstellschuppen des Postens heraus. Felipe, der Diensthabende, versorgt uns mit Suppe, Äpfel, und schmalzgebackenen „Sowaswie“ Krapfen, die er extra für uns zum ersten mal ausprobiert J Umso kräftiger treten wir den nächsten Tag in die Pedale. Der Weg führt fast ausschließlich durch Pampa. Die Pampa, ein Kapitel, das eine kurze Erwähnung wert sein sollte. Einöde, Wüste, langweilig…? Aber nein doch, obwohl wir uns Meter für Meter durch sie hindurch strampeln und teilweise plagen, entlohnt sie uns trotzdem mit ihrer für uns sehr exotischen Fauna – Nandus, Guanacos, Füchse, Ibise, Uhus, und später sogar rosa Flamingos… Und nun endlich erreichen wir den Ausgangspukt für ein weiteres landschaftliches Highlight, Puerto Natales, das „basecamp“ des Torres del Paine-Gebirgsmassives. Von hier aus starten wir eine sechstägige Tour, ausnahmsweise zu Fuß, zu den berühmten namensgebenden Granit-Türmen, die sich 3000m aus der Steppe in den Himmel erheben. Der Anblick – atemberaubend, auch wenn es erst sechs Uhr morgens ist, denn wie ihr euch erinnert, wollen immer die ersten sein und brechen noch vor Tagesanbruch auf, um den nähesten Anblick nur mit ein paar wenigen teilen zu müssen. Sechs Tage trekken wir mit schwerem Gepäck (Verpflegung für 6 Tage!) an die 100 km entlang des „W“, der Name entstammt der Form des Trekkingpfades, und ein entzückter Seufzer folgt dem anderen… Hängegletscher, skurille Felsformationen, der meisterhaft anmutende Flug der Kondore und zuletzt der imposante Glaciar (Gletscher) Grey, der sich aus dem Campo de Hielo Sur, dem größten Eisfeld außerhalb der Pole, zu einem türkis milchigen See erstreckt… Eine Bilderbuchwanderung, dessen Charme man sich auch als Radfahrer nicht entziehen kann J Langsam lassen wir die Silhouette der Torres del Paine hinter uns, die Steppe wird karger, ein paar Salzseen mit rosa Flamingos zieren die sonst trockene Ebene. Die Straße denkbar schlecht, es rumpelt und bumpelt entlang der Ruta 40 durch die argentinische Pampa alta. Nach endloser Weite, nunmehr nur noch geziert durch Skelette, erreichen wir einen Mirador (Aussichtspunkt), wo wir mit einem Bergpanorama der Anden und einer 10 km langen Abfahrt belohnt werden. Wir erreichen El Calafate und den Glaciar Perito Moreno, wohl die Hauptattraktion Argentiniens. In einem Catamaran nähert man sich seiner mächtigen Abbruchkante aus tiefblauem, uraltem Eis und erstaunt und erstarrt gleichermaßen, wenn gewaltige Eisblöcke tosend in den Lago Argentino stürzen. Stundenlang beobachtet man die gigantischen Eismassen, erzückt bei jedem Grollen des Riesen in der Hoffnung auf ein weiteres Bühnenspiel. Welch perfekte Dramaturgie… Da kann aber auch der nächste Protagonist nicht schlecht mithalten und liefert uns ein einzigartiges Schauspiel schon bei der Anfahrt…Fitz Roy…Neben den Torres del Paine gehört er zu den imposantesten Felsformationen Südamerikas und stellt einen Magneten für Kletterer aus aller Welt dar. Die Route mit dem Rad wird sich für uns als eine ausnehmend kraft- und motivations-fordernde Etappe herausstellen. Zunächst einfache 130 km, gefolgt von neunzig Kilometer gegen Westen, noch klingt es beinahe lächerlich wenig und einfach. Die erste Besonderheit ist längst keine mehr, der Wind. Sturmartig bietet er uns die Stirn, macht Meter für Meter zu einem Machtkampf. Der Mühsal nicht genug beginnt ein leichte Nieseln, das zu einem Wolkenbruch anschwillt, der uns schnell bis auf die Haut durchnässt. Der Sturm lässt uns die Kälte doppelt spüren und versucht uns mit aller Gewalt von der Straße abzudrängen. Der mächtige Fitz Roy am Horizont hält sich bedeckt. Endlich, der Regen gibt nach, der Wind gewinnt an Leidenschaft, bläst uns Sand in die Augen, lässt uns die Straße entlang mehr torkeln und schieben als fahren. Doch jedes Ziel wird irgendwann erreicht und so schaffen wir auch den Weg zum Fuß des Gipfels. Ein bezeichnendes Maß für die Anstrengungen stellt so manches mal der Appetit Christophers dar: 5 Hotdogs vor dem Schlafen, 8 facturas (= Argentinisches Blätterteiggebäck; entspricht 4 Nussschnecken oder Topfengolatschen) zum Frühstück…macht euch am besten selbst einen Reim drauf „gg“. EL Chalten gilt als die Trekkinghochburg Patagoniens. Wir brechen wieder für drei Tage in die Berge auf. Drei dramatische Tage, in denen wir mindestens ein Augenpaar permanent auf den Horizont gerichtet lassen - sehen wir endlich den Gipfel des rauchenden Berges = El Chalten = Fitz Roy, oder nicht? Tag 2, um 7 Uhr morgens dürfen wir die Gipfel des gesamten Massivs (Cerro Saint-Exupery, Cerro Poincenot und Cerro Fitz Roy -3405m) im Morgenrot bewundern. Atemberaubend! Etwas weniger bekannt, nicht minder schön und extravagant der Cerro Torre…Seine spitze Zacke neben Aguja Egger und Standhardt können wir schon von weitem bestaunen, bevor er sich in eine schützende Hülle aus Wolken flüchtet. Drei wunderbare und unvergessliche Tage, die die beschwerliche Anfahrt würdig und großzügig entlohnen! Nochmals staerken wir uns mit einem ausgiebigen Fruehstueck in der Baeckerei, denn jetzt steht ein besonderes Abenteuer bevor: die abenteuerliche Grenzueberquerung nach Chile.....wies uns dabei gegangen ist? Das erfahrt ihr beim naechsten Update! Muchos abrazos Agnes y Christopher!
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November 2014
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